Ganz oben auf der Liste an Gründen, warum man Palermo besuchen sollte, steht die Vielzahl an prachtvollen Kirchen. Man muss kein Liebhaber historischer Bauwerke sein, um von der funkelnden Schönheit der lokalen Heiligtümer geblendet zu werden. Nach diesem Artikel kennen Sie die bekanntesten Kirchen Palermos und haben Insider-Tipps für Ihren Besuch.
von: Eugenio Rusignuolo | 16 Dez 2021
Angelehnt an Goethes Aussage zu Sizilien, könnte man behaupten, dass Palermo ohne die majestätische Kathedrale gar kein Bild in der Seele macht und hier erst der Schlüssel zu allem ist. Die Kathedrale Maria Santissima Assunta (heiligste in den Himmel aufgenommene Maria) ist ein Spiegel der fesselnden Geschichte von Palermo.
In seiner heutigen Ausprägung enthält sie einen einzigartigen normannisch-arabischen Stilmix aus den Baujahren 1184 und 1185, welche um zahlreiche Einflüssen in den folgenden Jahrhunderten ergänzt wurde. Für viele ist die Kirche das schönste Gebäude von Palermo.
Eines der vielen Geheimnisse Siziliens erwartet sie auf einer der Säulen am Eingang der Kathedrale. Dort befindet sich eine arabische Inschrift einer Sure aus dem Heiligen Koran, die sogar vom Papst abgesegnet wurde. Die Inschrift stammt aus der Zeit der muslimischen Herrschaft über Sizilien in den 820er bis 1070er Jahren. Damals gehörte der Platz, auf dem dieses Denkmal steht, zur Großen Moschee von Bal'harm (das arabische Wort für Palermo). Der Vers stammt aus der siebten Sure des Heiligen Koran, in der Gott und seine Schöpfungen gepriesen wird.
Die Kathedrale ist nicht nur von außen beeindruckend. In der barock anmutenden Basilika selbst befinden sich einige bedeutende Reliquien und Kunstschätze wie eine Madonnenstatue des Bildhauers Francesco Laurana aus dem 15. Jahrhundert und die Madonna della Scala von Antonello Gagini.
In der Unterkirche, der sogenannten Krypta, befinden sich zudem die Reliquien früherer Erzbischöfe der Stadt und Königsgräber. So ruhen hier Heinrich VI., der deutsche Kaiser Friedrich II. und Roger II. sowie die Königinnen Konstanze von Sizilien und Konstanze von Aragon.
Einen besonderen Stellenwert nimmt die Kirche ein, weil hier seit 1632 in einer Kapelle die Reliquien der Heiligen Rosalia aufbewahrt werden. Sie ist die Schutzpatronin von Palermo und soll die Stadt einst von der Pest geheilt haben.
Noch heute wird die silberne Urne mit ihren Überresten einmal jährlich von der Kathedrale aus durch die Straßen der Stadt getragen. Tausende Menschen begleiten dieses Schauspiel am 15. Juli und feiern das Fest der Heiligen Rosalia.
Rechts neben der Kapelle der heiligen Rosalia liegt eine Schatzkammer, in der liturgische Gewänder ausgestellt sind und die mit einer Krone im byzantinischen Stil ihren Höhepunkt findet. Friedrich II. hatte diese seiner Gattin Konstanze von Aragon mit ins Grab legen lassen.
Unser Tipp:
Nutzen Sie die Möglichkeit und steigen Sie der Kirche aufs Dach.
Für den Aufstieg über eine schmale Wendeltreppe aus Stein werden Ihre Augen mit einem atemberaubenden Blick auf die Stadt belohnt.
Wenn Sie an der Piazza Bellini, unweit vom Quattro Canti entlang flanieren, werden mehrere kirchliche Bauten Sie zugleich ins Staunen versetzen. Auf der Südseite der Piazza, auf einer kleinen Anhöhe, befinden sich zwei beliebte Kirchen direkt nebeneinander, weswegen wir sie hier als eine Sehenswürdigkeit aufführen.
Rechts liegt die Kirche "San Cataldo" aus der Normannenzeit und auf der linken Seite die Santa Maria dell’Ammiraglio (heilige Maria des Ammiratus), auch La Martorana oder Admiralskirche genannt, die im barocken Stil gebaut ist und normannisch-byzantinisch-arabische Kunstelemente integriert hat.
Die Kirche Santa Maria dell'Ammiraglio wurde Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut und erfuhr im Lauf der Geschichte zahlreiche bauliche Veränderungen Ursprünglich war sie über dem Grundriss eines griechischen Kreuzes in quadratischer Form errichtet und wurde von einer griechisch orthodoxen Gemeinde genutzt und diente zugleich als städtischer Gerichtshof.
1435 wurde sie dann an das Benediktinerinnenkloster der Eloisia Martorana übergeben und trug von da an ihren Beinamen “La Martorana”. Unter der Aufsicht der Benediktinerinnen wurde die Kirche in Rechteck-Form ausgebaut.
Im 17. Jahrhundert wurde eine Barockfassade zur Piazza Bellini hin vorgesetzt. An die barocke Fassade schließt sich der Glockenturm an, der auf den unteren zwei Stockwerken noch im Originalzustand erhalten ist, während die oberen Stockwerke im 14. Jahrhundert im Stil der katalanischen Gotik hinzugefügt wurden. Seit 1943 untersteht die Kirche der italo-griechischen Kirchengemeinde Palermos.
Unser Tipp:
Oft wird die “La Martorana” wie auch ihre benachbarte Kirche von Reisenden von außen als unscheinbar wahrgenommen.
Die Gefahr besteht daher, die Piazza nach dem Besichtigen des benachbarten Brunnens Fontana Pretoria wieder zu verlassen,
ohne die Kirche zu betreten. Machen Sie diesen Fehler nicht und berauschen Sie sich an dem einzigartigen Barock - Byzantinischen Mix im Inneren der Kirche.
Die Rundbögen und Decken im Inneren der Kirche werden von byzantinischen Mosaiken aus dem 12. Jahrhundert geschmückt, womit sie zu den ältesten Mosaiken Siziliens zählen. Es ist kein Zufall, dass die Kirche auf der UNESCO-Liste aufgeführt wird.
Ein Highlight ist die Abbildung vom thronenden Jesus im Kuppelmosaik sowie die Darstellung einer ungewöhnlichen Szene an der Seitenwand, in der Roger II von Jesus persönlich gekrönt wird und nicht, wie damals üblich, vom päpstlichen Oberhaupt.
Das zweite Kirchengebäude an der Piazza Bellini ist die Kirche San Cataldo. Sie ist eine der letzten Basiliken auf Sizilien im normannischen Stil und besticht durch ihre puristische Schönheit. Umso mehr fallen von außen direkt die drei kleinen halbkugelförmigen Kuppeln der Kirche mit ihrer kontrastreichen roten Farbe ins Auge.
Auffällig an der Kirche ist zudem das umlaufende arabische Gesims, was sich als dekoratives Element von der sonst schlichten Fassade abhebt und Zeugnis über die lange arabische Herrschaft über Sizilien ablegt.
Die Kirche wurde ab 1154 auf Initiative von Maio von Bari erbaut, dem großen Reichsadmiral von Wilhelm I.. Er hatte die Absicht, sie als Privatkapelle seines Palastes zu nutzen. Im Jahr 1160, dem Jahr der Fertigstellung, fiel Maio jedoch einem Mordanschlag adeliger Verschwörer zum Opfer.
Daraufhin wurde das Gebäude im Jahr 1182 von König Wilhelm II an die Benediktiner von Monreale übergeben, die sie bis 1787 in gutem Zustand hielten. Sie nutzten sie als Krankenhaus, bevor sie zum Postamt umfunktioniert wurde. Von hier aus fand der Schriftwechsel des Königreichs von Sizilien statt. Im Jahr 1885 wurde der Palast Maios abgerissen und die Kapelle restauriert.
Das Innere der dreischiffigen Kirche ist schlicht gehalten, aber sehenswert. Die hohen Wänden aus freiliegenden Sandsteinen ebnen den Blick zu den Kuppelgewölben hinauf, welche vom hereinfallenden Licht der kleinen Fenster in Szene gesetzt werden. Unter diesem Deckenschauspiel trennen die von antiken Säulen getragenen Rundbögen die drei Schiffe der Kirche voneinander.
Im größten von ihnen, der Mittelapsis, befindet sich ein weißer Altar. Darüber ziert das Symbol des Jerusalemkreuz die Tür und das Fenster. Das Kreuz macht deutlich, dass die Basilika seit 1937 im Besitz der Ordensgemeinschaft der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist.
Nur wenige Schritte vom Palazzo Reale in Palermo entfernt, wartet mit der Kirche San Giovanni degli Eremiti ein weiterer architektonischer Beleg dafür, dass sich im Laufe der Geschichte auf Sizilien viele Kulturen und Stilrichtungen vermischt haben. Die Kirche wurde im 6. Jahrhundert nach Christus als byzantinische Kapelle erbaut. Zwischen 827 n.Chr. und 1091 n.Chr. zur Zeit der Eroberung der Araber wurde die Kirche zu einer Moschee mit einem Hauch von romanischer und italienisch-gotischer Architektur umgewandelt.
Den orientalischen Einfluss dieser Zeit machen die Kuppeln der Kirche bis heute noch sichtbar, wobei sie erst später im 20. Jahrhundert ihre rote Farbe erhielten. 1136 wurde die Moschee unter normannischer Herrschaft von König Roger II. in ein Kloster migriert und ab 1464 den Benedektinermönchen unterstellt. Anders als andere Herrscher, zerstörten die Normannen ihre eroberten Städte nicht kategorisch, sondern duldeten die Kulturen und Religionen. Ihnen dürfte es zu verdanken sein, dass dieser einzigartige architektonische Mix westlicher und islamischer Kulturen entstanden ist.
Teile der Kirche wurden bei Umbauten verwendet und im Laufe der Jahrhunderte kamen weitere Gebäudeteile hinzu. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche wieder freigelegt und restauriert. Dabei wurden nachmittelalterliche Bauten wieder entfernt. Zu der Kirche gehört ein kleiner Kreuzgang und Garten im arabisch-normannischen Stil aus dem 13. Jahrhundert. Es bietet sich ein Ort der Stille, den viele Reisende als Kontrast zur quirligen Mittelmeer-Metropole zu schätzen wissen.
Ja, Sie sind immer noch in Palermo und nein, die Kirche von San Domenico finden Sie nicht in der Karibik. Sie steht im Zentrum der Stadt, im historischen Viertel La Loggia, an der Via Roma. Der palmengesäumte Platz Piazza Domenico mit der Kirche im Hintergrund ist ein dankbares Fotomotiv, auch weil hier viele aufwendig verzierte, sizilianische Holz-Karren (italienisch: Carretto siciliano) Halt machen und auf ihre Fahrgäste warten oder wegen der Säule der Unbefleckten Empfängnis (Colonna dell'Immacolata) in der Mitte des Platzes.
Die Kirche San Domenico wurde im Jahr 1640 von dem dominikanischen Architekten Andrea Cirrincione erbaut. Sie entstand nach dem Abriss eines vorherigen Renaissancegebäudes, das bereits um 1458 errichtet wurde. Die Fassade der Kirche wurde im Jahr 1726 im Barockstil umgestaltet. Der Rahmen besteht aus zwei Glockentürmen, welche die Figur verschlanken sollen.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Kirche zu einer Gedächtnis- und Begräbnis-Stätte für sizilianische Persönlichkeiten. Neben sizilianischen Intellektuellen und Menschen des öffentlichen Lebens gedenken die Parlermitaner hier vor allen Dingen denjenigen, die das Ende der Mafia eingeleitet haben - allen voran den Richtern Paolo Borsellino und Giovanni Falcone, zwei der härtesten Gegner der "Cosa Nostra"-Mafia in Süditalien, die im Jahr 1992 beide ihre Leben lassen mussten.
Der Innenraum der Kirche San Domenico ist der größte Kirchenraum auf Sizilien. Die Wände sind mit Statuen dominikanischer Heiliger und Päpste geschmückt. Diese Ausschmückungen sind das Werk von Giovan Maria Serpotta, dem Enkel des großen Giacomo. Die Kirche San Domenico ist nach der Kathedrale die zweitwichtigste Kirche Palermos.
Unser Tipp:
Links von der San Domenico Kirche befindet sich das Einkaufszentrum Rinascente mit dem Cafe Obica in der obersten Etage.
Der Außenbereich des Cafes hat eine fantastische Terrasse mit Blick auf die Kirche und den San Domenico Platz zu bieten.
Ein hervorragender Ort, um Ihre Kirchen-Tour mit einem Aperol und sizilianischen Oliven zu unterbrechen oder abzuschließen.
Die Kirche Santa Maria Dello Spasimo hat eine Sonderstellung unter den Kirchen Palermos. Sie hat eine gotische Bauweise und sie ist eine Kirche ohne Dach, 1509 erbaut, wurde sie bereits 70 Jahre nach ihrer Fertigstellung als Kirche aufgegeben, weil sie nahe zur Stadtmauer lag und als Teil der Verteidigungsanlage benötigt wurde.
Nachdem der Papst die weltliche Nutzung der Gebäude gestattete, diente sie verschiedenen Zwecken. 1624 als Lazarett für die Pestkranken, später als Kornspeicher, Armenhaus und Krankenhaus. Unter anderem durch die Flut 1931 und zwei Erdbeben in den Jahren 1940 und 1968 verfielt das Gebäude zur Ruine, die seit 1998 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Santa Maria Dello Spasimo wird heute wegen ihrer tollen Akustik für Open-Air-Veranstaltungen genutzt und beherbergt eine Jazzschule. Mit ihren kahlen Wänden und skelettartigen Bögen vermittelt die ehemalige Kirche eine ganz besondere Atmosphäre und hinterlässt einen tiefen Eindruck beim Besucher.
Es gibt in Palermo 85 Kirchengebäude. Viele von Ihnen sind weltbekannt. Wir haben Ihnen die aus unserer Sicht wichtigsten Kirchen vorgestellt.
Auffallend viele Kirchen sind nach arabisch-normannischem Vorbild errichtet und erinnern durch ihre rot gefärbten Kuppeln an die Islamische Kultur. Andere Gebäude entführen Sie in die Zeit der Gotik, des Barock oder des Klassizismus und zeugen von den vielfältigen Schattierungen des christlichen Glaubens.
Eigentlich fehlen in unserer Aufzählung aber zwei sehr bekannte Kirchen. Da wäre der Dom von Monreale. Weil er etwas außerhalb liegt und einen eigenen Ausflug darstellt, den Sie nicht zu Fuß erledigen können, haben wir ihn separat in unserer Rubrik "Palermo Top 10 Sehenswürdigkeiten" aufgeführt.
Und dann gibt es noch die weltberühmte Capella Palatina, die kleine Hofkapelle des Palazzo Reale (Normannenpalastes). Wir haben bemerkt, dass viele Reisende den Durchblick verlieren, wenn man die Kapelle den Kirchen zuordnet und dann zusätzlich empfiehlt, den Normannenpalast zu besuchen, wo sie wieder auftaucht. Daher haben wir die Kapelle dem Normannenpalast zugeordnet und empfehlen Ihnen, sie im Rahmen seines Besuches zu entdecken.
Wie viele Kirchen Sie auch immer besichtigen, diese hier im Artikel vorgestellten Kirchen sollten dazugehören. Aufgrund der räumlichen Nähe zueinander, können Sie sie sehr gut an einem Tag zu Fuß erkunden und dabei auch direkt die Umgebung mit weiteren Sehenswürdigkeiten kennen lernen.
Viele Reisende wünschen sich hochwertige Unterkünfte mit einer authentischen Atmosphäre. Im Boutique BnB Dolcevita bieten wir moderne Zimmer und herzlichen Service, sodass Sie sich wie Einheimische auf Zeit fühlen können.
Mehr Infos zum Boutique BnB Dolcevita